Teilzeitmuslima / Islam Challenge

2 Jan

6 Monate ist es her, dass ich meinen letzten Blogpost geschrieben habe, 6 Monate in denen sich in meinem Leben einiges verändert hat. Ich habe eine Stelle gefunden, die mir sehr viel Spaß macht, ich habe wunderbare neue Kollegen, ein spannendes Arbeitsumfeld – und viel zu wenig Zeit für alles andere. Es ist nicht schön, nein, es macht mich sogar sehr traurig, dass mein Iman in all der Zeit so sehr gelitten hat, dass ich vor einigen Tagen wie erstarrt aufgewacht bin und gemerkt habe, dass ich 6 Monate lang einen großen Fehler begangen habe: Ich bin zur Teilzeitmuslimin geworden.

Da steht es also schwarz auf weiß und es fühlt sich grauenhaft an. Trotzdem möchte ich meine Gedanken mit euch teilen, da ich mir sicher bin, dass ich nicht die einzige bin, die sich so fühlt. Ich muss dazu schreiben, dass mein neuer Arbeitgeber wirklich sehr offen ist und ich daher zu den gegebenen Zeiten beten kann. Auch meine Kollegen hatten von Anfang an kein Problem damit, als ich erzählt habe, dass ich Muslimin bin und daher gerne beten möchte und auch den nahenden Ramadan ernst nehme. Natürlich kamen Fragen auf, die ich gerne beantwortet habe und seitdem ist allen klar, dass ich keinen Alkohol trinke, auch im Sommer lange Ärmel trage und zu bestimmten Zeit bete.  An sich eine super Sache, andere Schwestern würden alles für einen so tollen Arbeitgeber geben.

Mit dem neuen Job gingen neue Arbeitszeiten einher und so kam es, dass ich teilweise erst gegen 20 Uhr zu Hause war, müde vom Arbeiten und nicht zu mehr fähig als einen Happen zu essen und mich hinzulegen. Versteht mich nicht falsch, der Job macht riesigen Spaß. Doch mit den ausgefüllten Tagen auf der Arbeit und der Müdigkeit am Abend vernachlässigte ich nach und nach die Gebete. Da ich die Wochenenden zum Ausruhen nutze und um enge Freunde und meine Familie zu treffen, blieben auch die Treffen mit den Mädels meiner Sonntagsgruppe auf der Strecke. Mein Blog war stillgelegt. Und da ich auf der Arbeit kein Kopftuch trage, fiel mir wahrlich nicht mehr ein, warum ich das Kopftuch in meiner Freizeit noch tragen sollte, da man mich sowieso überall ohne kannte. Doch je länger diese Phase ging, desto klarer wurde mir, dass mir etwas fehlte. Mein Iman war kläglich geschrumpft.

„Hast du den gesehen, der das Gericht für Lüge erklärt? / Das ist der, der die Waise zurückstößt / Und nicht zur Speisung des Bedürftigen anhält. / Wehe den Betenden, / Die auf ihr Gebet nicht achtgeben, / Die nur gesehen werden wollen / Und die Hilfeleistung verwehren!“ (Koran, Sure 107, Al Ma’un, Die Hilfeleistung)
„Wehe den Betenden, die auf Ihr Gebet nicht achtgeben…“ Ich wusste, dass ich so nicht weiterleben konnte. Es musste einen Weg geben Religion und den Rest des Lebens unter einen Hut zu bringen. Auf jeden Fall musste ich wieder anfangen die Gebete einzuhalten. Denn wenn das Leben nur aus Essen, Schlafen und Arbeiten besteht, hat es keinen Sinn. Doch die täglichen Gebete sind einer der Pfeiler des Glaubens, quasi das Minimum dessen, was ein Gläubiger für seine Religion tun sollte. Es musste mehr sein. All die Hadithe/Aussprüche des Propheten, die es zu lernen gibt, die Suren des Koran, die man auswendig lernen sollte und die verschiedenen Formen des Dhikr/der Lobpreisung Allahs! Und dann kam ich auf die Idee der Islam-Challenge.
Ich bin sicher, dass es so etwas in der ein oder anderen Form längst gibt und doch möchte ich meine Idee mit euch teilen und euch einladen mitzumachen. Ich habe mir vorgenommen jeden Monat eine Aufgabe zu bestimmen, die ich erledigen muss. Da mein Mann auch mitmacht, haben wir es so eingerichtet, dass es eine Aufgabe für beide und eine gesonderte je Person gibt, da mein Mann Muttersprachler ist und daher natürlich auch schneller auswendig lernen kann, bzw. schon in seiner Kindheit sehr viel mehr gelernt hat, als ich bis jetzt weiß. Das verschafft euch den Vorteil, dass es zwei Schwierigkeitsstufen je Monat geben wird. Die Aufgabe für den Januar werde ich in einem gesonderten Post veröffentlichen. Ich freue mich natürlich sehr, wenn ihr mitmacht und bin gespannt auf eure Kommentare.
Zum Schluss möchte ich euch bitten Dua’a/Bittgebete für mich zu sprechen, damit ich meine Gebete insha’allah pünktlich verrichte, meinen Iman wachsen lassen kann und nach und nach wieder in meinen Alltag als Muslimin finde, so wie es sich gehört. Möge Allah euch segnen und uns helfen, standhaft im Glauben zu werden und unsere Pflichten zu erfüllen.
Amin.

4 Antworten to “Teilzeitmuslima / Islam Challenge”

  1. Nadine 3. Januar 2012 um 09:18 #

    Salam Amal,
    erst einmal Mabrouk zu deinem neuen Job und dem offenen Arbeitgeber – aber wenn er so offen ist und du sogar dort beten darfst, warum hast du dein Kopftuch abgelegt?
    Ich weiß, ich habe leicht reden, da ich zurzeit in Elternzeit bin, aber ich hatte mich für einen 400€ Job beworben mit Kopftuch, dort 2 Tage Probe gearbeitet und wäre sogar übernommen worden (habe 3 Tage gearbeitet), aber von mir aus abgesagt, da mein Sohn erst 1 Jahr alt ist und es sich nicht lohnt.
    Ich muss sagen, mir ging es anfangs so, bevor ich betete und Kopftuch trug – da war meine Ausrede auch immer meine Arbeit (war von morgens 7 bis abends halb8/8 unterwegs, aber als ich meinen alten Arbeitgeber besuchte (mit Baby und Kopftuch) fragten sie sogar, ob ich nicht wieder kommen möchte und da dort die Pausenzeiten recht flexibel sind, wäre das Beten dort auch kein Thema, denke ich.
    Leider ist die Entfernung zu groß mit einem kleinen Kind (einfache Strecke 100km)…
    Seit dem letzten Ramadan bete ich trotz Baby/Kleinkind regelmäßig und seit April trage ich Kopftuch.

    Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Iman wieder weiter wächst und du deinen Glauben und Beruf (also wie du so schön geschrieben hast, den Alltag) unter einen Hut bekommst.
    Inshallah wird es funktionieren!
    Ich danke dir jedenfalls sehr für deinen Blog, denn er hat mir schon oft weitergeholfen und mich bestärkt.
    Und das mit der Challenge ist auch eine gute Idee!

    Salam
    Nadine

  2. hijabiblog 3. Januar 2012 um 09:26 #

    Salam Nadine,

    danke für deinen Kommentar. Tatsächlich habe ich das Kopftuch noch nie beim Arbeiten getragen. Immer nur in der Freizeit. Ich hoffe, dass ich irgendwann auch diesen Schritt wagen werde.
    Es freut mich sehr, dass dir mein Blog gefällt. Wenn du Anregungen für weitere Themen hast, bin ich immer offen für Vorschläge 🙂

    Wa Salam Amal

  3. Cleo 18. Januar 2012 um 09:12 #

    Salam, meine Liebe!

    Schön, wieder von Dir zu lesen, inschaAllah geht es Dir gut! Ich kann sehr gut verstehen, was Du meinst; ich hab mich grad auch wieder geärgert, da ich so viel interessante Literatur zum Islam hier habe (schon mal was von Alice Schwarzer in der Richtung gelesen?) und entwder keine Zeit oder keine Nerven hab, zu lesen 😦 – wird also Zeit, dass wir das mal angehen, jetzt wo du das Buch bekommen hast!

    Die challenge klingt super, inschaAllah viel Erfolg dabei – ich muss erst mal den Kopf frei kriegen…

    So, jetzt geh ich wieder ‚rüber‘ zu FB
    Wassalam, meine Liebe!

    Cleo

    • hijabiblog 18. Januar 2012 um 11:39 #

      Aleikum Salam liebstes Frollein,

      tatsächlich habe ich bisher noch nichts von Alice Schwarzer zum Thema gelesen. Ich wäre allerdings sehr interessiert, denn ich finde Frau Schwarzer als Person an sich sehr faszinierend. Was kannst du mir in der Richtung empfehlen?
      Unser Buch fangen wir insha’allah bald an, denn ich möchte auch darüber schreiben und es hier einstellen. Wir sind ja in Kontakt!
      Wa Salam

      Amal

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